westl. Münsterland

Der letzte Nagel sitztRichtfest für neues Wittekindshofer Wohnhaus für Menschen mit Beeinträchtigung am Münsterkamp

Burgsteinfurt (JP). „Es war ein schwieriger Start für das Wohnprojekt hier in Burgsteinfurt. Aber ich bin überzeugt, dass dieses Haus und seine Bewohner und Bewohnerinnen einen tollen Werdegang haben werden, weil so viele Menschen für die Umsetzung gekämpft haben“, sagt Michael Bleiber, der als Regionalgeschäftsführer für die Wittekindshofer Angebote im westlichen Münsterland zuständig ist. Beim Richtfest des neuen Wohnhauses für Menschen mit Beeinträchtigung am Münsterkamp schlug er den traditionellen letzten Nagel in den Dachfirst.

Ich sage daher drei Mal Danke

Mit dem Wohnhaus für Erwachsene schließt die Diakonische Stiftung Wittekindshof, die bereits seit mehr als 65 Jahren im Kreis Borken Angebote der Eingliederungshilfe vorhält, eine Angebotslücke. Denn der Bedarf an Wohnmöglichkeiten im Kreis Steinfurt war hoch, das hatte auch der Förderverein EigenTraum Steinfurt, bestehend aus Eltern aus Steinfurt und Umgebung, immer wieder aktiv aufgezeigt. Bei der Planung des Wohnprojektes war der Verein eingebunden und hat diese mit vorangetrieben: „Wir haben uns als Eltern gefragt, warum unsere Kinder nicht auch – wie Kinder und junge Erwachsene ohne Beeinträchtigung – ausziehen und mit ihren Freunden zusammenwohnen können“, erklärte Carl-Christian Kamp als Vorstandsmitglied der Initiative. „Es handelt sich hier nicht einfach um Steine, die aufeinander liegen, hier steckt eine Idee hinter. Wir sind dem Wittekindshof daher dankbar für den Mut, ein solches Projekt anzugehen. Es gab viele Widrigkeiten, das Bundesteilhabegesetz, das rechtliche Grundlagen veränderte, war ein dicker Brocken, der schrecklichen Angriffskrieg in der Ukraine hatte Einfluss auf Rohstoffe, nun die Inflation. Ich sage daher drei Mal Danke an alle, die an diesem Projekt mitgearbeitet haben: Danke fürs Durchalten, Danke fürs Engagement, Danke für die Gemeinschaft“, sagte er.

„Wenn es so viele Anstrengungen erfordert, warum machen wir das als Stiftung dann eigentlich? Ganz einfach: Das ist das christliche Gebot der Nächstenliebe“, betonte Pfarrer Prof. Dr. Dierk Starnitzke, Vorstandssprecher der Diakonischen Stiftung Wittekindshof. Nächstenliebe sei die Grundlage der Arbeit der Stiftung. „Sie werden sich neu zusammenfinden, einander respektieren, annehmen und eine gute Gemeinschaft bilden. Als Mitarbeitende wollen wir Sie dabei begleiten. Ich wünsche Ihnen von Herzen, dass die neue Gemeinschaft gelingt und Gott seinen Segen gibt“, so Dierk Starnitzke an die neuen Bewohner und Bewohnerinnen gerichtet, bevor er gemeinsam mit Michael Bleiber nachträglich eine Grundsteinrolle mit Urkunde, aktueller Tageszeitung und weiteren Dokumenten einmauerte. Pierre Fischer vom Bewohner- und Bewohnerinnenbeirat hatte zuvor die Urkunde verlesen. Der Förderverein spendierte einen Richtkranz, der hoch über dem Bau wehte, und ließ Ballons mit guten Wünschen steigen.

Alle Menschen haben ein Recht auf ein selbstständiges Leben, es braucht nur eine Form.

Architekt Christoph Achterkamp vom Architekturbüro Achterkamp und Möller aus Steinfurt, nach dessen Plänen das Wohnhaus gebaut wird, verdeutlichte noch einmal, was hinter dem Entwurf für „sein Herzensprojekt“ steckt: „Alle Menschen haben ein Recht auf ein selbstständiges Leben, es braucht nur eine Form. Ich hatte die Idee eines ‚Klösterlis‘ – ein Außenraum, der auch einen Kern hat, einen Ort der Begegnung. Hier können wir aber nicht in teuren Materialien schwelgen, sondern in Proportionen und durch Formen veredeln. Ich hoffe, das wird gelingen und wir schaffen einen Ort der Ruhe und Begegnung.“

Im zweigeschossigen, barrierefreien Haus wird es 16 Einzelappartements geben, vier sind rollstuhlgerecht, alle jeweils mit eigenem Bad sowie einem Schlaf- und Wohnraum. Küchenzeilen können optional eingebaut werden. Freizeitangebote und gemeinsame Essen können in den beiden Gemeinschaftsräumen stattfinden. Das Gebäude wird nach den aktuellsten Standards gebaut, wird eine Photovoltaik-Anlage sowie eine Wärmepumpe haben. Der Zugang erfolgt über den Münsterkamp. Der Eingang verbindet die zwei dahinterliegenden seitlichen Gebäudeteile, die gemeinsam einen Innenhof bilden – das angedachte „Klösterli“.

Die Diakonische Stiftung Wittekindshof

Der Wittekindshof wurde 1887 im ostwestfälischen Bad Oeynhausen gegründet und hat sich zu einem großen diakonischen Dienstleistungsunternehmen mit rund 3.750 Mitarbeitenden entwickelt. Heute ist der Wittekindshof in 18 Städten in Ostwestfalen, im Münsterland und im Ruhrgebiet vertreten und unterstützt Menschen mit und ohne Beeinträchtigung in Lebensbereichen wie Wohnen, Bildung, Arbeit, Gesundheit, Freizeit und religiöses Leben – in jedem Lebensalter.

In Gronau bietet die Stiftung Wohnmöglichkeiten und Unterstützungsangebote für Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Sie betreibt die Johannesschule, Förderschule für geistige Entwicklung in Gronau, sowie insgesamt sieben Kindertagesstätten in Ahaus, Gronau und Ochtrup, davon sind vier Familienzentrum. Die Wittekindshofer Werkstätten in Gronau bieten Berufsbildung und Arbeitsplätze für Frauen und Männer mit geistigen und psychischen Beeinträchtigungen. In Steinfurt hat die Stiftung zudem ein Beratungsbüro angemietet. Das Büro an der Ochtruper Straße 22 ist erreichbar unter Telefon: 02551/9961555 oder E-Mail an region-steinfurt(at)wittekindshof.de. Termine vor Ort sind nach Vereinbarung möglich.