Bad Oeynhausen-Volmerdingsen / Kreis Minden-Lübbecke (JP). Die Schule ist leer, die Sommerferien haben bereits begonnen. Ein letztes Mal dreht Uwe Vogelpohl eine Runde durch das Gerhard-Brandt-Haus, einem von drei Standorten des Evangelischen Berufskollegs Wittekindshof. Dann sind auch für ihn Ferien. Doch anders als die Schüler und Schülerinnen sowie das Kollegium kommt der 63-Jährige im August nicht zurück: Denn nach 22-jähriger Leitungstätigkeit geht der Oberstudienrat nun in den Ruhestand.
Ende einer Ära
„Wir begehen das Ende einer Ära des Berufskollegs“, sagte Vorstandssprecher Prof. Dr. Dierk Starnitzke bei der offiziellen Abschiedsfeier für Uwe Vogelpohl. „Unter Ihrer Leitung hat sich das Berufskolleg zu einem eigenständigen, hoch anerkannten Bildungsangebot in der ostwestfälischen Bildungslandschaft entwickelt. Es ist fachlich, inhaltlich und auch vom Umfang her immer weitergewachsen. Tausende Menschen haben unter Ihrer Leitung eine solide fachliche Ausbildung in sozialen Berufen erhalten. Wie wichtig es ist, ausreichend Menschen für diese Berufe auszubilden und gewinnen zu können, wird angesichts der demografischen Entwicklung für die Zukunft zu einem der entscheidenden Themen unseres Sozialsystems werden.“
Dabei habe der scheidende Schulleiter über all die Jahre auch die enge Kooperation mit der Ausbildung der Diakoninnen und Diakone im Wittekindshof gepflegt. „Aber Sie haben auch im Bildungsgang Sozialmanagement mit dafür gesorgt, dass Bereichsleitungen und andere wichtige Mitarbeitende des Wittekindshofes sowie externer Unternehmen gut auf ihre verantwortungsvolle Tätigkeit vorbereitet werden konnten“, betonte der Vorstandssprecher.
Kronenkreuz erhalten
Er dankte Uwe Vogelpohl außerdem dafür, dass er seine Arbeit immer auch als einen Dienst innerhalb der Diakonie verstanden hat. „Das war sicherlich schon bei Ihren früheren Tätigkeiten im Johannes-Falk-Haus und der Stiftung Eben-Ezer der Fall. Und das ist der Grund, weshalb wir für Sie bei der Diakonie Deutschland als Anerkennung Ihrer großen Verdienste das Goldene Kronenkreuz beantragt haben.“ Sichtlich überrascht ließ sich Uwe Vogelpohl das Kronenkreuz ans Revers stecken.
Anja Rittinghaus von der Bezirksregierung Detmold blickte noch einmal auf Uwe Vogelpohls Laufbahn zurück: „Nach dem Studium in Münster und Dortmund übernahmen Sie an unterschiedlichen Orten unterrichtliche Verantwortung, 2002 wurden Sie Schulleiter des Berufskolleg Wittekindshof. Sie haben in der Landesarbeitsgruppe mitgewirkt und die Entwicklung der Ausbildung für Heilerziehungspflege maßgeblich mitgeprägt. Mit Ihrem Eintritt in den Ruhestand geht ein hohes Erfahrungswissen. Sie kennen die Strukturen und haben vielfältige Arbeitsbeziehungen gepflegt, die immer von Respekt und Nächstenliebe geprägt waren. Dabei haben Sie auch Prozesse in den Arbeitsbereichen kritisch hinterfragt und Verbesserungen eingebracht. Ich wünsche Ihnen die Muße zum Genuss der kommenden Jahre und viel Zufriedenheit.“
Welche Disney-Prinzessin ist der Schulleiter wohl?
Weitere Redner waren Bürgermeister Lars Bökenkröger, der betonte, dass Uwe Vogelpohl insbesondere auch das familiäre Klima am Berufskolleg Wittekindshof geprägt habe, Martin Fels, ehemaliger Ressortleiter beim Wittekindshof und Freund des scheidenden Schulleiters, der ihm riet seine neu gewonnene Zeit selbstbestimmt mit Aktivitäten zu füllen, ehemalige und amtierende Schüler- und Studierendensprecher und -sprecherin, die die Redenflut aufbrachen und eine Umfrage präsentierten, die sie unter den Schüler und Schülerinnen gemacht hatten, in der erfragt wurde, welches Obst und welche Disney-Prinzessin der Schulleiter wohl sei: „Wir wollen gar nicht viel sagen, nur danke, dass Sie so ein Schulleiter sind, mit dem man so etwas machen kann.“ Das Kollegium sang zum Abschied schließlich ein umgedichtetes Lied.
„Ich fühle mich total geehrt und weiß gar nicht, ob ich das alles so verdient habe“, rang Uwe Vogelpohl abschließend sichtlich gerührt um Worte. Er halte es mit Jürgen Klopp: „Ihr habt mich zu dem werden lassen, der ich heute bin. Als Schulleiter habe ich Stellschrauben gedreht. Aber ich hatte auch sehr viel Glück mit meinem Stellvertreter Martin Sturzenhecker und dem gesamten Kollegium. Das Berufskolleg ist nur ein kleiner Teil des Wittekindshof, umso dankbarer bin ich, dass ich so in der Stiftung mitwirken konnte. Als ich 2002 hier anfing, war das hier noch nicht das weltoffene und dynamische Unternehmen. Umso stolzer bin ich, damals hier Fuß gefasst zu haben“, schloss der 63-Jährige ab und bedankte sich bei all seinen Wegbegleitern und -begleiterinnen.