westl. Münsterland

Die Meilenstein-BegleiterUnterwegs mit der Wittekindshofer Frühförderung im Kreis Borken – Verein Vergissmeinnicht spendet 3000 Euro

Kreis Borken/Laer (ACL). „Hallo Ida, da bin ich wieder“, sagt Hildegard Schwede und wiegt das Mädchen in ihren Armen. Sie sitzen auf einer Matte mitten im Wohnzimmer. In einer großen Tasche klimpert und klappert es, als Hildegard Schwede sie zu sich heranzieht. Zum Vorschein kommt erst ein Massagestab, mit dem Hildegard Schwede vorsichtig über Idas Finger streicht, die sich langsam entspannen.

Dann holt sie ein besonderes Holz-Mobile aus der Tasche. Kleine Glöckchen und bunte Spiegel hängen daran. Die Glöckchen gleiten über Beine und den Bauch, dann hebt Hildegard Schwede das Mobile etwas an, so dass die Vierjährige mit den Fingern die einzelnen Elemente berühren kann. Sie gibt den Spiegeln einen Stups und schon dreht sich das Mobile, malt bunte Formen an die Wände und lässt die Glöckchen klimpern. Ida quietscht vergnügt auf.

In der 24. Schwangerschaftswoche auf die Welt gekommen

Hildegard Schwede ist in der Wittekindshofer Frühförderung für den Kreis Borken tätig. Die gelernte Erzieherin und Therapeutin kennt Ida schon seit ihrer Geburt und besucht das Mädchen und ihre Familie aus Heek jede Woche zur Förderstunde. Auch Mutter Eva Gausling freut sich. „Hildegard ist für mich zu einer Freundin geworden“, sagt die Heekerin. „Als Ida als Frühchen in der 24. Schwangerschaftswoche auf die Welt kam, haben wir natürlich geschaut, wie wir sie am besten fördern können. Über Bekannte haben wir von der Frühförderung des Wittekindshofes erfahren und Hildegard kennengelernt. Menschlich hat es sofort zwischen uns gepasst. Wenn ich Hildegard um Rat frage, hat sie immer ein offenes Ohr für mich“, sagt Eva Gausling. „Eine gute Beziehung zu den Eltern ist wichtig. Wir lernen schließlich die gesamte Familie kennen und beraten, etwa bei Anträgen und weiteren Fördermöglichkeiten“, setzt Hildegard Schwede hinzu.

Verschiedene Spiel- und Fördermaterialien

190 Kinder unterstützt das 16-köpfige Frühförderteam der Diakonischen Stiftung Wittekindshof im Kreis Borken. „Kinder sind einzigartig und Ihre Entwicklung vollzieht sich in unterschiedlichen Schritten. Jedes Kind hat unterschiedliche Stärken und Schwächen. Manchmal zeigen sich jedoch Besonderheiten in der Entwicklung und eine Frühförderung kann hilfreich sein“, sagt Andrea Jägering, Leiterin der Frühförderung. „Je nach Bedarf kann die Frühförderung in der Frühförderstelle, in der Kindertageseinrichtung, bei der Kindertagespflegeperson oder auch bei den Eltern zuhause stattfinden. Die Arbeit in der Frühförderung richtet sich immer nach den individuellen Bedürfnissen und dem aktuellen Entwicklungsstand der Kinder. Ebenso ist die enge Zusammenarbeit mit den Eltern und andern Fachdisziplinen unabdingbar. Es werden verschiedene Spiel- und Fördermaterialien eingesetzt, die die sozial-emotionale, motorische, kognitive und sprachliche Entwicklung unterstützten“, so Andrea Jägering weiter.

Doch das Material ist häufig teuer und wird in mehreren Ausführungen benötigt. Der Laerer Verein „Vergissmeinnicht – Kinder in Not“ unterstützte die Frühförderung daher im vergangenen Jahr erneut mit einer Spende in Höhe von 3000 Euro. Es ist bereits die zweite Spende des Vereins, der durch Familie Gausling von der Wittekindshofer Frühförderung erfahren hatte.

Förderung mit Rapskörnern

„Ida hat durch die Frühförderung so viele Fortschritte gemacht – und es ist Gott sei Dank kein Stillstand in Sicht, sie öffnet ihre Hände und verkrampft nicht mehr so stark. Sie lautiert viel mehr und ihre ganze Wahrnehmung hat sich verbessert. Sie nimmt Stimmen sehr bewusst wahr und hört gerne Musik“, sagt Eva Gausling, während Hildegard Schwede Ida behutsam auf die Bodenmatte im Wohnzimmer legt und eine Wanne mit erwärmten Rapskörnern heranzieht. Langsam taucht sie Idas Füße in die Schüssel, die Körner rieseln über die Zehen der Vierjährigen. Ida hebt die Füße an. „Ich sehe, du möchtest ein bisschen stampfen.“, sagt Hildegard Schwede. „Wir stampfen, wie die Elefanten“, singt die Pädagogin und taucht abwechselnd die Füße ein. Ida lächelt. Sie mag Musik.

Dann tauchen sie gemeinsam Idas Hände in die Wanne. Erst spannt Ida die Hände zu Fäusten, doch dann lässt Hildegard Schwede behutsam die Körner über den Handrücken rieseln und die Finger des Mädchens öffnen sich. „Das Material, das wir während der Förderung nutzen, ist vielfältig und auf die Bedürfnisse des Kindes abgestimmt. Bei Ida haben wir viele basale Spielzeuge und Materialen, um die taktile Wahrnehmung anzuregen, gerade auch über die Haut“, sagt Hildegard Schwede. Sie arbeitet seit 16 Jahren in der Frühförderung und hat schon viele Meilensteine von Kindern wie Ida miterlebt. „Die Fortschritte zu sehen, das ist ein unfassbar schönes Gefühl.“

Verein Vergissmeinnicht spendet

Seit fast 30 Jahren engagiert sich ein Kreis befreundeter Frauen, der 1996 den gemeinnützigen Verein „Vergissmeinnicht – Kinder in Not“ gründete, für Kinder, die erkrankt sind oder Hilfe und Unterstützung benötigen. Heute zählt der Verein mehr als 100 Mitglieder und weit über 160.000 Euro konnten in dieser Zeit an verschiedene Einrichtungen gespendet werden, etwa an die Kinderkrebsstation der Universitätsklinik Münster, die Kinderschlaganfallhilfe in Münster oder das Kinderhospiz Baltasar in Olpe.

„Für uns ist es wichtig, dass wir Spendengelder persönlich überreichen und ein Bild davon machen, wie sie verwendet werden“, sagte die Vorsitzende Brigitte Mersmann. „Wir freuen uns sehr über die Unterstützung“, sagte Andrea Jägering, die gemeinsam mit Hildegard Schwede den Verein in Laer besucht hat, um sich für die großzügige Spende zu bedanken. Gleichzeitig nutzten sie das Treffen, um aufzuzeigen, welche Materialen durch die Spende angeschafft werden sollen. „Unser Ziel ist es, die Materialen auch bei den Familien zuhause einzusetzen wie etwa eine Therapieschaukel, Stapelsteine zum Klettern, balancieren und um Türme zu bauen sowie Hüpfpolster, die die Tiefen- und Eigenwahrnehmung spür- und erlebbar machen,“ sagte Andrea Jägering.