Gronau-Epe (JP). Christian Posthumus ist kein Mann der großen Worte, er ist ein Mann der Taten: „Kaum hatte er morgens angefangen, fragte er schon nach neuer Arbeit“, erinnert sich Betriebsleiter Thomas Buss an die ersten Praktikumstage von Christian Posthumus beim Kühlzellen-Hersteller Celltherm. „Stillstand ist nichts für ihn“, weiß der Vorgesetzte. Und deshalb geht der Weg für Christian Posthumus bei Celltherm nun weiter: Er erhält einen sozialversicherungspflichten Arbeitsplatz. Mit der Unterzeichnung des Arbeitsvertrags hat der 39-Jährige aus Epe den Sprung aus der Werkstatt für behinderte Menschen (WfbM) auf den allgemeinen Arbeitsmarkt geschafft.
Start mit Recycling-Projekt
Im September 2022 begann Christian Posthumus im Rahmen des Projekts „Recycling Inklusiv“, das Werkstattbeschäftigte qualifizieren und idealerweise Betriebe und Beschäftige zusammenbringen soll, ein Praktikum bei Celltherm. Das Projekt wurde durch das „Budget für Arbeit“ des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe (LWL) finanziert. Durch das „Budget für Arbeit“ sollen Beschäftigte aus einer WfbM für den allgemeinen Arbeitsmarkt qualifiziert werden.
Anfangs war er zwei Tage im Betrieb, „die anderen Tage war er in der Wittekindshofer Werkstatt tätig oder nahm an konkreten Schulungseinheiten teil, in denen er weiter für seine Arbeit hier bei Celltherm qualifiziert wurde. Dann haben wir langsam die Einsatzzeiten im Betrieb gesteigert, so dass ein fließender Übergang entstand“, berichtet Klaus Hogelucht-Schücker, Fachkraft für Übergangsförderung bei der Diakonischen Stiftung Wittekindshof. Gemeinsam mit Petra Mönstermann, Integrationsfachkraft vom Integrationsfachdienst Borken-Coesfeld, hat er Christian Posthumus und den Gronauer Kühlzellen-Hersteller begleitet.
Auch Celltherm nahm daran teil: „Wir werden zukünftig im Betrieb den entstehenden gewerblicher Abfall selbst vor Ort trennen, das wird Christians Job sein. Dass er am Recycling-Projekt teilgenommen hat, passt daher ideal“, betont Betriebsleiter Thomas Buss. Zusätzlich sei fest eingeplant, dass Christian Posthumus den Staplerschein macht, damit er Paletten und Co. selbstständig auf dem Betriebsgelände bewegen kann. Auch ansonsten sind die Aufgaben des neuen Mitarbeiters vielfältig und umfangreich: Der 39-Jährige arbeitet an der Abkantpresse, schneidet Dichtungen in der Türenabteilung, nimmt Fräsarbeiten in der Holzabteilung vor und sorgt dafür, dass das Arbeitsumfeld so staubfrei wie möglich ist. „Der Aufsitzsauger gehört quasi Christian. Er ist fast schon sauer, wenn mal jemand anderes staubsaugt“, erzählt Thomas Buss und zwinkert Christian Posthumus zu.
Zehn-Punkte-Plan gibt Sicherheit
„Für Christian ist es wichtig, dass er weiß, was er zu tun hat. Das gibt ihm Sicherheit. Thomas Buss hat daher einen Zehn-Punkte-Plan erstellt. So entsteht kein Leerlauf und Christian kann sich an die nächste Aufgabe machen, wenn er eine andere erledigt hat. In seinem Fall ist es nicht so, dass man ihn an die Arbeit bringen muss, viel mehr muss darauf geachtet werden, dass er seine Pausen einhält“, erklärt Klaus Hogelucht-Schücker.
„Und auch das haben wir im Blick“, versichert Thomas Buss, der bereits viel Erfahrung mit der Integration von ehemals Werkstattbeschäftigten in seinen Betrieb hat. Bereits zwei weitere Männer, die früher in den Wittekindshofer Werkstätten beschäftigt waren, arbeiten schon bei Celltherm. „Und wenn es passt, würden wir wieder jemanden nehmen. Denn auch uns trifft der Personal- und Fachkräftemangel“, sagt Thomas Buss, der eine große Chance für Betriebe sieht, Menschen mit Beeinträchtigung zu beschäftigen. „Es ist vielleicht etwas Aufwand. Aber man wird sehr engmaschig begleitet, auch wir erhalten weiterhin Support vom Inklusionsamt. Aber am Ende hat man einen tollen und meist sehr verlässlichen neuen Mitarbeitenden“, bricht er eine Lanze für die Integration von Menschen mit Beeinträchtigung in Betrieben.