1942-1945
Obwohl der Wittekindshof als Betreiber des Lazaretts fungierte, blieb ihm für seine eigentliche diakonische Arbeit nur wenig Raum: Das Schloss Ulenburg bei Löhne, das Haus Vorwerk auf der Heide in Volmerdingsen und das Haus Friedenshöhe auf dem Gründungsgelände konnten notdürftig weiter genutzt werden. Die Arbeit fand unter äußerst beengten Verhältnissen statt. Im Laufe der Zeit wuchs das Lazarett auf bis zu 1.200 Betten an. Auch Wohnraum wurde knapp – für das medizinische Personal, das oft mit Familien anreiste, sowie für Angehörige der verwundeten Soldaten, die den Besuch als Erholungsurlaub nutzten.
Ein großer Teil der verbliebenen, vergleichsweise leicht beeinträchtigten Menschen wurde im Lazarett beschäftigt. Dadurch kamen sie mit einer Welt außerhalb des bislang behüteten, christlich geprägten Lebens im Wittekindshof in Kontakt. Es wurde befürchtet, dass sie sich dadurch vom christlichen Glauben entfernten – etwa, weil sie sich zunehmend weigerten, an der Christenlehre teilzunehmen. Aufgrund des massiven Personalmangels mussten sie zudem verantwortungsvolle Aufgaben übernehmen, wie etwa das Melken der Kühe – Tätigkeiten, die zuvor ausschließlich Mitarbeitenden vorbehalten waren. An pädagogische Arbeit mit den Bewohnerinnen und Bewohnern war in dieser Zeit kaum noch zu denken. Es ging nur noch darum, den Betrieb irgendwie aufrechtzuerhalten.