Löhne/Bad Oeynhausen (JP). Noel Niemeier sieht die Arbeit. Wenn eine Glühbirne in der Wittekindshofer Betriebsstätte Ulenburg nicht mehr funktioniert, tauscht er sie unaufgefordert aus. Wenn ein Nagel in die Wand muss, hat er den Hammer griffbereit.
Der 21-jährige Bad Oeynhausener übernimmt Hausmeisteraufgaben rund um die Werkstatt für Menschen mit Behinderung (WfbM). Ein besonderer Arbeitsplatz, der ihm Entwicklungsmöglichkeiten bietet und seinen individuellen Bedürfnissen gerecht wird.
Erfahrungen gesammelt, Stärken entdeckt
"Ich komme gerne zur Arbeit", sagt Noel Niemeier, der zunächst die Berufliche Bildung in der Werkstatt absolvierte und in unterschiedlichen Arbeitsbereichen Erfahrungen sammelte, eigene Stärken und Interessen entdeckte und sich qualifizierte.
Besonders die Arbeit im Garten-Landschaftsbau und handwerkliche Tätigkeiten lagen Niemeier. "Ich bin gerne an der frischen Luft", sagt der Bad Oeynhausener, der jeden Tag mit seinem E-Bike zu seinem Job fährt. Die Arbeit im Garten-Landschaftsbau kam ihm da sehr entgegen.
Arbeit, die zum Menschen passt
Allerdings zeigte sie ihm auch persönliche Grenzen auf. Termindruck und seine Erwartungshaltung an sich selbst belasteten den 21-Jährigen. "So haben wir auf Noels Wunsch und in seinem Sinne diesen Arbeitsplatz hier in der Ulenburg aufgebaut. Die Arbeiten hier kann er sich ohne Termindruck selbst einteilen und in seinem Rhythmus erledigen, was er sehr zuverlässig macht. Die Arbeit soll zum Menschen passen, das ist wichtig", sagt Betriebsstättenleiter Thomas Spannuth.
Seit einem Jahr ist Noel Niemeier nun in der Löhner Betriebsstätte auf seinem Posten tätig und hat seine Fähigkeiten in dieser Zeit weiter ausgebaut. So machte er beispielsweise den Stapler-Schein und ist nun für die Be- und Entladung der Lkw zuständig, die regelmäßig Ware in die Werkstatt liefern oder von dort abholen.
"Diese Aufgaben übernimmt Noel ganz selbstständig. Wir haben ihn einmal angeleitet und seitdem meldet er sich nur bei Fragen oder Rücksprachebedarf. Aber kontrollieren müssen wir ihn nicht", berichtet Jörg Rahe, Ansprechpartner für Noel Niemeier, der sich ebenfalls dafür eingesetzt hat, diesen Arbeitsplatz in der Werkstatt zu schaffen.
Für den Frühling vorgesorgt
"Ich kümmere mich auch um die Grünanlagen an der Werkstatt, schneide Sträucher und kehre Laub. Im Sommer habe ich die Blumenkübel am Eingang bepflanzt, neue Bäume gepflanzt und im Herbst etwa 900 Blumenzwiebeln rund um die Häuser in die Erde eingesetzt", berichtet Niemeier.
An der Seite des Parkplatzes soll in diesem Frühjahr eine Blumenwiese für Bienen wachsen. Dafür hat Niemeier bereits im Spätherbst vorgesorgt. "Ich hoffe, dass alles schön blühen wird. Dann wird es rund um die Werkstatt bunt", sagt Niemeier.
In Zeiten der Corona-Pandemie übernimmt der 21-Jährige zudem eine sehr wichtige Aufgabe: Er desinfiziert die Kontaktflächen wie Handläufe, Türgriffe und Oberflächen in den Räumen der WfbM. Jörg Rahe lässt Niemeier Freiheiten bei der Einteilung seiner Aufgaben.
"So verhindern wir, dass zeitlicher Druck für Noel entsteht. Er arbeitet so zuverlässig und souverän, dass wir ihm da voll und ganz vertrauen können. Er geht mit offenen Augen und Ohren durch die Werkstatt und sieht, was zu tun ist", lobt Jörg Rahe. "Noel ist ein wahrer Glückgriff für die Werkstatt“, lobt Spannuth. "Er hilft an so vielen Stellen und ist sehr gewissenhaft."