Im Sommer 2014 zogen auf dem Gelände der ehemaligen Kirche St. Barbara in Bottrop-Lehmkuhle 24 Frauen und Männer mit Beeinträchtigung in ein neu entstandenes Wohnprojekt der Selbstbestimmte Lebensräume gGmbH (SeLe). Es war das erste Bauprojekt der gemeinsamen Gesellschaft des Diakonischen Werkes Gladbeck-Bottrop-Dorsten und der Diakonischen Stiftung Wittekindshof mit einem Gesamtinvestitionsvolumen von 2,7 Mio. Euro, davon 1,5 Mio. Euro an Fördermitteln. Nun feierte das Hans-Reitze-Haus sein zehnjähriges Bestehen.
Neue Heimat
In einer lebendigen Andacht mit dem Votum „Alles hat seine Zeit“ blickten der theologische Geschäftsführer und Pfarrer Karl Hesse sowie Dr. Dierk Starnitzke, theologischer Vorstand der Diakonischen Stiftung Wittekindshof, mit zahlreichen Gästen, Bewohnerinnen und Bewohnern, Angehörigen sowie Mitarbeitenden auf die Geschichte des Hauses zurück.
„Abbrechen hat seine Zeit und das Bauen hat seine Zeit“, führte Pfarrer Karl Hesse aus. „Im Abbrechen liegt aber auch etwas Positives: Man schafft Platz für Neues. Hier eine neue Heimat für Menschen.“ Denn während damals in Bottrop das ehemalige Kirchengebäude St. Barbara abgerissen wurde, machten sich Männer und Frauen, die Wohnangebote des Wittekindshofs in Ostwestfalen nutzten, bereit für einen Neuanfang. Gemeinsam mit Menschen aus Bottrop und Umgebung wollten sie die Ersten im Hans-Reitze-Haus sein.
Und diese neue Heimat soll bis heute geprägt sein von einem möglichst hohen Grad an Selbstbestimmtheit, wie es der Gesellschaftername SeLe besagt. „Die Bewohnerinnen und Bewohner sollen befähigt werden, ein selbstständiges Leben zu führen“, so Sebastian Schwager, Vorsitzender der Gesellschafterversammlung der SeLe gGmbH.
Ganz besonders freue es ihn, dass dieses Ziel schon zweimal erreicht wurde. „Eine ehemalige Bewohnerin und ein ehemaliger Bewohner leben inzwischen in einer Außenwohngruppe.“ Ein großer Dank gelte dabei den engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. „Ohne Einrichtungsleiterin Corinna Ahrens und ihrem Team wäre die Erfolgsgeschichte Hans-Reitze-Haus sicherlich nicht möglich gewesen.“
Wunderbar unkompliziert
Die Perspektive der Bewohner*innen und deren Familien beleuchtete anschließend etwa Doris Bugdoll. Neun Jahre lebt ihre 51-jährige Tochter Janny nun im Hans-Reitze- Haus. „Der Anfang war schwer, für uns und auch für unsere Tochter.“ Doch nun erlebe sie, dass alles wunderbar unkompliziert funktioniere und das Vieles für Janny Bugdoll möglich gemacht werde, was für sie undenkbar gewesen wäre: Rollfietsfahren, Schwimmen oder tolle Urlaube. „SeLe – sein Leben selbst leben zu dürfen. Das ist keine Selbstverständlichkeit. Aber es ist ein Menschenrecht, zu dem hier verholfen wird, so gut es möglich ist.“