Bünde (JP). „Einmal Sportwagen fahren“: Das hat Maurice Hellwig sich gewünscht. Und nun steht er auf dem Hof, der schwarze Ford Mustang GT California Special. 420 PS hat der Wagen unter der Haube. Am Steuer sitzt Anja Steffen, auf dem Beifahrersitz ist Teddybär Schröder platziert. Der muss jetzt gleich weichen, denn Maurice Hellwig steigt ein und sein Traum, mit einem schnellen Sportwagen eine Ausfahrt zu machen, wird wahr.
Wenige Minuten zuvor: Maurice Hellwig ist sichtlich aufgeregt. Er steht vorm Wittekindshofer Wohnhaus am Nordring in Bünde und wartet auf die Ankunft von Anja Steffen. Mitarbeiterin Miriam Marten ist bei ihm, fängt seine Aufregung und Vorfreude etwas auf. Dann biegt der Ford Mustang um die Ecke und über das Gesicht des 22-Jährigen legt sich ein breites Grinsen. Für Smalltalk ist keine Zeit, Maurice Hellwig möchte los. Er hat Anja Steffen bereits im Vorfeld kennengelernt, damit sie sich in dieser besonderen Situation nicht fremd sind.
Unterschiedliche Wünsche
Zusammengekommen sind sie die beiden durch die „Wittekindshofer Wünschewelt“, einer Aktion der Wittekindshofer Freiwilligenzentrale und des Fundraisings. Kleinere Wünsche von Frauen und Männern mit Beeinträchtigung werden dort gesammelt und können von Privatpersonen oder auch Unternehmen erfüllt werden. „Es gibt viele unterschiedliche Wünsche: Manches sind konkrete Aktionen wie Baggerfahren oder der gemeinsame Besuch eines Flohmarkts, andere sind materiell wie Bluetooth-Boxen oder Schlittschuhe. Und Maurice wollte gerne schnell in einem Sportwagen fahren“, sagt Sandra Pollex, die in der Freiwilligenzentrale arbeitet.
Anja Steffen war über ihre Tochter auf die Aktion aufmerksam geworden und hat nicht gezögert, Maurice Hellwigs Wunsch zu erfüllen. „Das ist doch eine Sache, die ich gerne mache“, sagt sie. Ihr Wagen ist ein US-Import und so in Deutschland nicht zu kaufen. Es sei denn, jemand verkauft den Import wieder, wie in Anja Steffens Fall. „Das ist mein Spaß-Auto, das ich von einem Kollegen gekauft habe. Im Alltag fahre ich ein ganz normales Auto“, sagt Anja Steffen, die nach wie vor Respekt vor der Leistung des Wagens hat. „Ausgefahren habe ich ihn noch nie.“
„Richtiger Adrenalinkick“
„Meine Mutter hatte früher auch einen Sportwagen“, erinnert sich Maurice Hellwig, schnappt sich den Teddybären Schröder und steigt in den Ford Mustang. Anja Steffen dreht den Zündschlüssel und lässt den Motor etwas aufheulen. Los geht es auf die Autobahn Richtung Osnabrück, übers Land zurück nach Bünde.
Als das Duo nach gut eineinhalb Stunden wieder auf den Hof am Nordring rollt und Maurice Hellwig aussteigt hat er doch leicht wackelige Knie, wie er zugibt. „Es war super!“, platzt es aus ihm heraus. „Wir sind 120 Meilen die Stunde, das sind etwa 180 Kilometer pro Stunde, gefahren. Ich habe Schröder festgehalten und hatte einen richtigen Adrenalinkick“, berichtet er Miriam Marten, die am Wohnhaus auf ihn gewartet hat. „Und ich habe Anja schon vorgewarnt, dass wir das das nächste Jahr wieder machen!“
Wer auch einen Wunsch erfüllen möchte, kann in hier schauen, welche Wünsche offen sind.