An der Burgstraße arbeitete die Gruppe bestehend aus Studierenden, Muharrem Saygün und weiteren Klientinnen und Klienten, die vom Wittekindshof unterstützt werden, an ethischen Fragestellungen. „Hier waren wir im kleineren Kreis von sechs bis acht Menschen und konnten intensiver über Ethik im Wohnen sprechen. Das war immer ziemlich anstrengend für mich. Ich war danach klatschnass geschwitzt und brauchte Pausen, aber darauf haben alle Rücksicht genommen“, berichtet Muharrem Saygün.
Sein Kopf habe manchmal regelrecht gequalmt: „Die Studierenden nutzen Begriffe, die ich nicht kenne, aber mittlerweile verstehe ich sie im Zusammenhang, zum Beispiel ‚Verordnungsprinzipien‘“, sagt Muharrem Saygün stolz. Er betont, wie respektvoll und freundschaftlich die Zusammenarbeit untereinander war: „Es sind echte Freundschaften entstanden. Wenn’s geht, treffen wir uns oder telefonieren zumindest.“
Blick aufs Wittekindshofer Leitbild
Während der Teamarbeit wurde auch das Leitbild der Diakonischen Stiftung reflektiert. Zentrale Begriffe wie „Liebe“, „christlicher Glaube“ und „Menschenwürde“ wurden diskutiert, und Mitarbeiterin Dörte Sauer erklärte die Hintergründe sowie die Bedeutung dieser Werte. Dies half den Teilnehmenden, ethische Fragestellungen in den Kontext der Stiftungsarbeit einzuordnen und eigene Perspektiven darauf zu entwickeln. Anschließend gestaltete die Gruppe gemeinsam den Ethik-Kompass, der zentrale Werte wie Menschenwürde, Fairness, Verantwortung, Selbstbestimmung sowie Partizipation und Zuneigung aufgreift.
Bei einer Abschlussveranstaltung im Forum der wewole-Stiftung in Herne wurden dann die Ergebnisse der einzelnen Arbeitsgruppen präsentiert. Die Gruppe rund um Muharrem Saygün erhielt viel Lob für ihr Poster, insbesondere für das Bild mit den Händen, das gelungene Teamarbeit symbolisiert, sowie für die klaren Kästen zu den Begriffen Menschenwürde, Fairness und Verantwortung. Als gemeinsames Fazit formulierten die Teilnehmenden: „Wir können selber entscheiden, was wir machen. Deswegen müssen wir für unsere Entscheidungen Verantwortung übernehmen.“
Muharrem Saygün, der sich bei den Projekten der Hochschule besonders wohlfühlt, freut sich auf die nächste Herausforderung: „Ich suche mir immer neue Herausforderungen, die nicht immer direkt mit dem Wittekindshof in Verbindung stehen. Die Projekte mit der Uni gefallen mir, die sind mit gewisser Kopfarbeit verbunden.“ Der Ethik-Kompass soll nun auch in den Wittekindshofer Alltag integriert werden. Muharrem wird ihn zunächst den Mitarbeitenden und anschließend anderen Bewohnerinnen und Bewohnern vorstellen – ein weiterer Schritt, um die gemeinsam erarbeiteten Werte in allen Wohnbereichen zu verankern.