Ahaus (JP). „Das Bad ist echt groß“, stellt Kirsten Heistermann glücklich fest, als sie in den noch karg wirkenden Raum blickt. „Da habe ich richtig Platz. Und eine neue Küche habe ich auch“, fügt sie hinzu und öffnet einen der Hängeschränke. Noch fehlen Türrahmen, Steckdosen und Lichtschalter. Auch manch ein Kabel hängt noch lose von der Decke. Aber der Einzug in das neue Wohnhaus für Menschen mit Beeinträchtigung an der Hindenburgallee in Ahaus rückt näher: Ab Oktober ziehen die ersten Männer und Frauen ein.
Kirsten Heistermann ist eine zukünftige Mieterin. Sie hat sich eines der zwölf Appartements im Neubau am Schlossgarten gesichert. Unterstützt wird sie, ebenso wie die anderen Mieterinnen und Mieter, von der Diakonischen Stiftung Wittekindshof. Die Volksbank Gronau-Ahaus hat als Investor das neue Wohnhaus errichtet. Das Grundstück, auf dem früher das Gemeindehaus stand, wurde von der Evangelischen Christus-Kirchengemeinde Ahaus zur Verfügung gestellt. „Uns war bewusst, dass es sich um ein Filetstück in Ahaus handelt. Sicherlich hätten viele Investoren Interesse daran gehabt. Aber unserem Presbyterium war wichtig, dass es einen sozial-diakonischen Zweck erfüllt, daher sind wir an den Wittekindshof herangetreten“, berichtet Pfarrer Olaf Goos.
Frühförderung zieht mit ein
Direkt am Durchgang zum Schlosspark gelegen, ist ein dreigeschossiges Niedrigenergiehaus mit gut 1100 Quadratmetern Nutzfläche entstanden, wovon etwa 370 Quadratmeter auf eine externe Tagespflege im Erdgeschoss entfallen. Ebenfalls im Erdgeschoss wird es einen großzügigen Gemeinschaftsraum geben, den der Wittekindshof mit Küchenzeile und Möbeln ausstattet. Dieser steht den Mieterinnen und Mietern gleichermaßen als Treffpunkt zum Austausch oder für Freizeitangebote zur Verfügung. Im ersten Obergeschoss wird die Stiftung Büroräume beziehen. In den oberen Etagen befinden sich außerdem die zwölf barrierefreien Appartements, die jeweils zwischen 45 und 47 Quadratmeter groß sind und über einen eigenen Balkon, Badezimmer, Abstellkammer, Wohnraum und Küchenzeile verfügen. Eine 13. Einheit wird künftig als neue Geschäftsstelle der Wittekindshofer Frühförderung genutzt.
„In die Appartements einziehen werden Frauen und Männer mit Beeinträchtigung, die auf etwas mehr Unterstützung im Alltag angewiesen sind, aber eigenständig wohnen möchten. Ihre Unterstützungsbedarfe sind sehr unterschiedlich, daher sind auch die Betreuungskonzepte individuell geplant“, erklärt Verena Lüttel, stellvertretende Geschäftsbereichsleitung für die Wittekindshofer Wohnangebote in Ahaus und Gronau. Von 7 bis 22 Uhr werden Mitarbeitende im Haus sein, um die Mieterinnen und Mieter bedarfsbezogen zu unterstütze, nachts gibt es eine Schlaf- oder Rufbereitschaft.
Kommunikation und Glück
Kirsten Heistermann freut sich schon sehr auf den Umzug. „Die neue Wohnung ist größer als meine jetzige“, erzählt sie, während sie gemeinsam mit der Wittekindshofer Mitarbeiterin Anke Marpert die Einrichtung grob plant. „Ich werde dafür neue Möbel kaufen“, berichtet die 35-Jährige, die seit vielen Jahren vom Wittekindshof unterstützt wird. „Früher habe ich im Kinder- und Jugendhaus in Gronau gelebt, mittlerweile wohne ich in meiner eigenen Wohnung und arbeite in den Werkstätten Haus Hall, in der Küche.“
Dass Kirsten Heistermann ein Appartement im Neubau beziehen kann, verdankt sie ihrer kommunikativen Art. „Kirsten und ich kennen uns schon sehr lange. An dem Tag, als der erste Besichtigungstermin hier im Haus war, kam sie nach der Arbeit mit dem Rad vorbei, hat mich gesehen, angehalten und gefragt, was hier passiert“, erinnert sich Verena Lüttel. „Mir hat das Haus so gut gefallen, dass ich gleich gesagt habe ‚Hier möchte ich einziehen!‘“, fügt Kirsten Heistermann hinzu. Zu diesem Zeitpunkt waren jedoch bereits alle Wohnungen vergeben. Doch die Ahauserin hatte Glück: Einige Personen sprangen ab, und so wurde doch noch ein Appartement für sie frei.