Löhne/Kreis Herford/Bad Oeynhausen (JP). Fast 47 Jahre, über 70 Prozent seines Lebens stand Diakon Andreas Ritter in den Diensten der Diakonischen Stiftung Wittekindshof. Er war Schlossherr und „Schlossgespenst“ zugleich, hat die Angebote für Menschen mit Behinderung im Kreis Herford maßgeblich weiterentwickelt und seine Tätigkeit, insbesondere als Leitung, immer auch als eine geistliche Aufgabe verstanden. Nun wurde der ehemalige Geschäftsbereichsleiter in den Ruhestand verabschiedet.
„Ich bedanke mich von ganzem Herzen bei Ihnen, dass Sie sich in diesen vielen Jahren so sehr für den Wittekindshof und vor allem unsere Klientinnen und Klienten eingesetzt haben. Zugleich spreche ich Ihnen von Herzen zu, dass es nun auch gut ist. Sie haben Ihren Dienst zu unserer vollsten Zufriedenheit geleistet. Sie sind nun von Ihren Aufgaben entpflichtet“, sagte Prof. Dr. Dierk Starnitzke, Vorstandssprecher der Diakonischen Stiftung Wittekindshof. Jetzt sei etwas anderes dran als die Arbeit: „die Sorge für Ihre Liebsten, für Ihre Familie und vor allem auch die Sorge für sich selbst“.
Nach so langer Zeit des treuen Dienstes gehöre es sich, diesen angemessen zu würdigen, betonte der Vorstandssprecher. „Für Ihr besonderes diakonisches Engagement haben wir bei unserem Spitzenverband beantragt, dass Ihnen das Goldene Kronenkreuz der Diakonie verliehen werden soll. Sie wissen, dass diese Ehrung beileibe nicht jedem ausscheidenden Mitarbeitenden zu Teil wird. Sie soll denen zukommen, die sich in besonderer Weise im Dienst engagiert haben. Und zu denen gehören Sie nun mal“, sagte Starnitzke und steckte Andreas Ritter feierlich das Kronenkreuz an.
Entwicklung zum Regionalversorger
Im Alter von 15 Jahren trat Diakon Andreas Ritter am 1. August 1976 seinen Dienst im Wittekindshof als Jahrespraktikant an, zunächst im Haus Morgenstern und später im Haus Bethanien auf dem Gründungsgelände in Bad Oeynhausen-Volmerdingsen. Doch die längste Zeit seines Wirkens war er im Kreis Herford tätig. 1991 übernahm er die Leitung der Ulenburg, zog mit seiner Frau in eine Wohnung im Schloss Ulenburg und war fortan „Hausvater“, wie es früher hieß, und somit für die Wohnangebote im und rund um das Schloss verantwortlich. Für Besucher und Besucherinnen sowie Schulklassen mimte er auch gerne das Schlossgespenst Hugo. Doch die Gegebenheiten stellten Diakon Ritter und seine Mitarbeitenden vor viele Herausforderungen. Die Umstände unter denen sie ihrer Arbeit nachgehen und die Menschen mit Behinderung leben mussten, entsprachen nicht mehr den Anforderungen der Behindertenhilfe sowie den Brandschutzvorgaben. Das Schloss war nicht mehr bewohnbar und so entstanden zur Jahrtausendwende mitten in Gohfeld Neubauten mit Einzel- und Doppelzimmern. Später folgten weitere in Löhne, Herford, Enger und Bünde – unter der Leitung des Jubilars.
„Damit wurden die schwierigen Arbeits- und Lebensbedingungen wesentlich verbessert. Für Sie persönlich war das eine ziemlich markante und bestimmt auch nicht einfache Veränderung: vom Schlossherrn zum regional orientierten Geschäftsbereichsleiter mit verschiedenen Standorten. Aber diese Entwicklung haben Sie mit viel Einsatz geschafft. Und damit haben Sie in Löhne, Enger, Bünde und Herford die sehr wichtige strategische Entwicklung wesentlich mitgestaltet, die der Wittekindshof in den letzten knapp 20 Jahren insgesamt genommen hat: vom Komplexanbieter an konzentrierten Standorten zum sozialräumlich orientierten Regionalversorger. Auch das verdient hohe Anerkennung“, lobte Dr. Starnitzke.
Auf eigenen Wunsch war Andreas Ritter die letzten Monate seines Wirkens an anderer Stelle in der Stiftung tätig und verantwortete zuletzt die Angebote im Kontakt- und Informationszentrum (KIZ) in Volmerdingsen und das Ferienhaus in Cuxhaven. Katy Wattenberg, Ritters Geschäftsbereichsleitung, und Aaron Schwager, Fachstab im ehemaligen Geschäftsbereich des Jubilars, verabschiedeten den Diakon stellvertretend für alle Mitarbeitenden und Klienten und Klientinnen: „Danke für dein Engagement in den unterschiedlichen Bereichen der Stiftung. Danke für deinen Mut, die Dezentralisierung im Kreis Herford vorangebracht und neue Wohnräume erschlossen zu haben. Danke für Taten, Worte und Gesten, die du in deinem Arbeitsfeld eingebracht hast“, fasste Katy Wattenberg zusammen. Abschließend stimmten alle gemeinsam ein Lied an, dass Jubilar Ritter anlässlich des ersten gemeinsamen Gottesdienstes der Kirchengemeinden Enger-Mitte und des Wittekindshofs am 23. Oktober 2005 in der Stiftungskirche Enger geschrieben hatte: „Einzigartig wertvoll, Gott geliebtes Kind“.