Energie bewusster nutzen, die Umwelt schützen und dabei Kosten sparen: Mit einem stiftungsweiten Energiemanagementsystem geht der Wittekindshof neue Wege beim Thema Nachhaltigkeit. Ziel ist es, den Energieverbrauch besser zu verstehen, Einsparpotenziale zu erkennen und die verfügbaren Ressourcen verantwortungsvoll zu nutzen. Dabei stehen die Menschen im Mittelpunkt, die Angebote des Wittekindshofs nutzen und für die Stiftung arbeiten.
„Ein gutes Energiemanagementsystem macht sichtbar, wo Energie verbraucht wird und wo wir effizienter werden können“, sagt Thomas Spannuth, der als Energiemanagementbeauftragter die Umsetzung koordiniert. „Diese Transparenz ist die Grundlage, um sinnvolle Entscheidungen zu treffen, etwa bei Anschaffungen, im Alltag oder bei größeren Projekten.“ Der Wittekindshof sieht darin die Chance, klimafreundlicher zu handeln, die Versorgungssicherheit zu stärken und die Betriebskosten langfristig zu senken.
Verbrauch um 1,5 Prozent senken
Das System wurde seit Herbst 2024 schrittweise aufgebaut und kürzlich erhielt die Stiftung die Zertifizierung nach der Norm ISO 50001. Ein internes Energieteam mit Fachleuten aus unterschiedlichen Bereichen der Stiftung hat dafür alle Energieverbräuche erfasst und bewertet. Berücksichtigt wurden Strom, Gas, Heizöl, Nah- und Fernwärme, Kraftstoffe sowie der Einsatz von Photovoltaikanlagen. Im Jahr 2023 lag der gesamte Energieverbrauch der Stiftung bei rund 24 Millionen Kilowattstunden. Etwa 70 Prozent entfielen dabei auf Wärme. Die Energiekosten lagen bei insgesamt 6,8 Millionen Euro.
Vordringlich wurden zunächst zwei Maßnahmen im Rahmen der Zertifizierung für das Jahr 2025 als konkrete Projekte benannt: die Umrüstung der Beleuchtung auf LED-Technik in den Werkstätten an der Sonnenbrede in Bad Oeynhausen sowie die Anschaffung von zwei energieeffizienten Wärmepumpentrocknern für den Textilservice. „Wir setzen alles daran, beide Projekte noch in diesem Jahr zu realisieren. Die langfristigen Ziele stehen in Abstimmung mit dem Vorstand bereits fest: Bis 2028 soll der Energieverbrauch um mindestens 1,5 Prozent gesenkt werden“, kündigt Thomas Spannuth an.
Einbindung von Mitarbeitenden und Klienten
Ein wichtiger Bestandteil des Energiemanagementsystems ist die aktive Einbindung der Menschen, die im Wittekindshof leben und arbeiten. Mehr als 500 Mitarbeitende haben bereits an einer verpflichtenden Online-Schulung zum Thema Energie teilgenommen. Über eine zentrale E-Mail-Adresse können alle Mitarbeitenden Hinweise und Verbesserungsvorschläge zum Energiemanagement einreichen. „Wir sind überzeugt, dass viele gute Ideen direkt aus den verschiedenen Arbeitsbereichen kommen“, erklärt der Energiemanagementbeauftragte.
Auch die Menschen mit Beeinträchtigung werden im Prozess mitgenommen und um ihren Input gebeten. So hat Thomas Spannuth bereits den Werkstattrat für die Kreise Minden-Lübbecke und Herford über das Energiemanagement informiert, weitere Treffen, etwa mit dem Werkstattrat im westlichen Münsterland, sind von ihm geplant, bei denen in einfacher Sprache über das Energiemanagement berichtet und eine Info-Broschüre zum Energiesparen verteilt wird, die der Wittekindshof in Leichter Sprache aufgelegt hat. Außerdem sind für das vierte Quartal 2025 Angebote im Programm der Kontakt- und Informationszentren (KIZ) in der Region Minden-Lübbecke vorgesehen. Für die anderen Regionen im westlichen Münsterland und im Ruhrgebiet sind ähnliche Veranstaltungen in Planung.
„Die Info-Veranstaltungen entwickeln wir stetig weiter anhand der Bedarfe und Anregungen der Menschen, die wir unterstützen. Es ist uns wichtig, dass alle Beteiligten das Thema verstehen und mitgestalten können“, betont Thomas Spannuth. Marco Mohrmann, kaufmännischer Vorstand, betont: „Nur gemeinsam können wir den Energieverbrauch langfristig senken und Ressourcen sinnvoll einsetzen.“ Das Energiemanagementsystem sei daher kein einmaliges Projekt, sondern ein kontinuierlicher Prozess. Interne und externe Audits, jährliche Managementbewertungen und ein regelmäßiger Austausch im Energieteam sollen sicherstellen, dass das System lebt und weiterentwickelt wird. Ziel ist es, laut Thomas Spannuth, die Energieeinsparungen nicht nur technisch umzusetzen, sondern auch im Alltag bewusst zu machen.
Photovoltaik am Wittekindshof
Unabhängig vom Energiemanagementsystem engagiert sich der Wittekindshof auch beim Ausbau erneuerbarer Energien und betreibt an zahlreichen Standorten eigene Photovoltaikanlagen. Zu den Standorten gehören unter anderem das Bildungswerk Wittekindshof (BWW) in Eidinghausen, die Werkstatt für behinderte Menschen an der Sonnenbrede in Volmerdingsen, das Wohnhaus an der Arnoldstraße in Ahaus, die Wohnhäuser an der Clarenstraße in Herford, an der Wehmstraße in Bünde, Am Zollamt in Lübbecke, am Münsterkamp in Burgsteinfurt, an der Bielefelder Straße in Enger sowie an der Mont-Cenis-Straße und der Bielefelder Straße in Herne. Die installierte Gesamtleistung der Anlagen beträgt aktuell rund 1 Megawatt Peak (MWP).
Weitere Photovoltaikanlagen sind bereits in Planung, etwa auf der neuen Dreifach-Turnhalle in Gronau, dem Haus Werre in Löhne und auf weiteren entstehenden Wohnhäusern. Damit leistet der Wittekindshof einen wichtigen Beitrag zur nachhaltigen Energieversorgung und zum Klimaschutz in der Region.