„Werkstätten müssen erhalten bleiben“Tanja Lohmeier über Integration von Menschen mit Beeinträchtigung in den allgemeinen Arbeitsmarkt

Haben Werkstätten für behinderte Menschen (WfbM) eigentlich noch eine Zukunft? Tanja Lohmeiers Meinung dazu ist klar. „Werkstätten müssen erhalten bleiben“, sagte die Vorsitzende der Landesarbeitsgemeinschaft der Werkstatträte NRW beim Aschermittwochsempfang des Wittekindshofs. In einem Podiumsgespräch mit dem theologischen Vorstand der Stiftung, Marian Zachow, sprach Tanja Lohmeier über die Integration von Menschen mit Beeinträchtigung in den allgemeinen Arbeitsmarkt und die Rolle der Werkstätten. 

Keine Sonderwelt

„Der allgemeine Arbeitsmarkt ist noch ganz weit davon entfernt, inklusiv zu sein. Nicht jeder kann oder möchte dort arbeiten, und deshalb sind Werkstätten so wichtig“, betonte sie. Aber Werkstätten müssten sich weiterentwickeln: „Werkstätten sind nicht perfekt. Die Weiterentwicklung muss mit allen Beteiligten, auch mit den Werkstatträten besprochen werden.“ 

Werkstätten sollten ein Teil des allgemeinen Arbeitsmarktes sein und nicht mehr als sogenannte Sonderwelt gelten. Dafür müsse der Arbeitsplatz aber an den Menschen mit Beeinträchtigung angepasst werden und nicht umgekehrt. 

Der allgemeine Arbeitsmarkt ist noch ganz weit davon entfernt, inklusiv zu sein. Nicht jeder kann oder möchte dort arbeiten, und deshalb sind Werkstätten so wichtig.

Tanja Lohmeier

Barrierefreiheit und Mobilität

Damit der Übergang von der Werkstatt auf den allgemeinen Arbeitsmarkt gelingen könne, müsse auch die Mobilität gewährleistet sein. „Der ÖPNV muss weiter ausgebaut werden, denn eine gute Verbindung, gerade im ländlichen Bereich, ist ja nun leider nicht selbstverständlich," erklärte sie. 

Doch selbst wenn eine gute öffentliche Verkehrsverbindung existiere, müsse der Zugang auch barrierefrei sein. „Wenn Bus und Zug ausfallen, kann das schnell zu einer Überforderung führen, gerade für meine Kollegen mit kognitiven Einschränkungen, trotz aller Mobilitätstrainings.“

Finanzielle Absicherung und Reform

Auch die finanzielle Absicherung im Alter sei enorm wichtig. „Die in der Werkstatt erarbeiteten Rentenanwartschaften müssten bei einem Übergang auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt erhalten bleiben“, forderte die Vorsitzende und schlug zudem eine Reform des Entgeltsystems. „Damit den Werkstätten nicht mehr vorgeworfen werden kann, sie würden die leistungsstärkeren Beschäftigten in der Werkstatt behalten, um genug Geld zu erwirtschaften.“