Arbeit

„Das Leben allein bestreiten“ - mit Video 📹Frank Hünecke hat den Sprung auf den allgemeinen Arbeitsmarkt geschafft

„Ich wollte mein Geld selbst verdienen, keine Unterstützung erhalten“, sagt Frank Hünecke aus Bad Oeyhausen. Viele Jahre hat der heute 36-Jährige darauf hingearbeitet, einen sozialversicherungspflichten Arbeitsplatz zu erhalten. Dank seines Willens, etwas Glück und der Unterstützung des Wittekindshofs hat er es geschafft: Frank Hünecke arbeitet im Service der Klinik Bad Oexen, einer Fachklinik für onkologische Rehabilitation.

Es war mein größtes Ziel, auf den allgemeinen Arbeitsmarkt zu kommen.

Frank Hünecke

Erfahrungen im KIZ gesammelt

Damit hat Frank Hünecke sich einen großen Wunsch erfüllt: „Es war mein größtes Ziel, auf den allgemeinen Arbeitsmarkt zu kommen, weil ich mein Leben allein bestreiten will, mal in den Urlaub fahren möchte und so“, erklärt er. 

Erfahrung im Service hat der Bad Oeynhausener mitgebracht. Acht Jahre hat er in den Wittekindshofer Kontakt- und Informationszentren in Vlotho und Bad Oeynhausen gearbeitet – Getränke serviert, Essen gekocht, Thekendienst übernommen. Zuvor war er zehn Jahre im Hausmeisterdienst in einem Wittekindshofer Geschäftsbereich beschäftigt. Beide Stellen waren betriebsintegrierte Arbeitsplätze, so etwas wie ein ausgelagerter Werkstattarbeitsplatz. 

In einer Werkstatt für behinderte Menschen (WfbM) hat Frank Hünecke nur zu Beginn seines Arbeitslebens gearbeitet: An der Betriebsstätte an der Dornenbreite war im Holzbereich tätig. „Der Servicebereich hat mir am besten gefallen“, resümiert Frank Hünecke. Kein Wunder also, dass ihm sein Job in der Klinik Bad Oexen nun besonders viel Spaß macht.

Seit Juli 2024 unterstützt er das 30-köpfige Service-Team rund um Service-Leitung Ahmed Agrebi und hat sich bestens integriert. Er bringt Essen an den Tisch, deckt die Tische ein, füllt das Büffet oder die Teewagen auf, poliert Besteck in der Küche und verräumt Geschirr. Beim Mittagessen serviert er den jungen Erwachsenen, denen feste Tische zugeteilt sind, sogar das Essen, manchmal sogar drei Teller auf einmal. „Dabei muss ich auf Allergien und Unverträglichkeiten achten und gut aufpassen, dass jeder das richtige Essen bekommt. Das habe ich hier alles gelernt“, berichte Frank Hünecke. 

Seiner Festanstellung war ein sechswöchiges Praktikum vorangegangen, weitere drei Monate war Frank Hünecke dann noch über die WfbM beschäftigt, bevor er seinen Vertrag mit der Klinik unterschrieben hat. „Frank hat sofort gezeigt, dass er arbeiten will. Er springt ein, ist flexibel und hat schnell viel gelernt“, berichtet Ahmed Agrebi, Frank Hüneckes direkter Vorgesetzter. 

Jeder hat eine Chance verdient, ob Beeinträchtigung oder nicht

Thomas Steinbrink, Personalleitung Klinik Bad Oexen

Offene Stellen besetzen

„Und genau solche Leute suchen wir, die, die Lust haben, zu arbeiten. Es müssen nicht immer gelernte Fachkräfte sein. Bei uns arbeiten viele Ungelernte. Jeder hat eine Chance verdient, ob Beeinträchtigung oder nicht“, führt Thomas Steinbrink aus, Personalleitung der Klinik Bad Oexen. Hauptsache sei, die offenen Stellen passend zu besetzen. 

Es sei keinesfalls Ziel gewesen, die Abgaben einzusparen, die gezahlt werden müssen, wenn ein Unternehmen die Behindertenquote nicht erfüllt. „Auch dass es on top noch Fördermittel gibt, war nicht ausschlaggebend, Frank Hünecke einzustellen. Denn am Ende haben wir nichts von den Fördermitteln, wenn die Arbeit nicht erledigt wird“, betont der Personalleiter, der noch einen weiteren jungen Mann mit Beeinträchtigung vom Wittekindshof zeitgleich mit Frank Hünecke angestellt hat. 

Zuvor habe die Klinik Menschen mit Beeinträchtigung schon eingestellt, die auch heute noch dort tätig sind. „Nichtsdestotrotz hätten wir es ohne die Unterstützung vom Wittekindshof nicht geschafft. Die Bürokratie dahinter ist doch erschreckend. Es ist verständlich, wenn Unternehmen davor zurückschrecken.“

Wittekindshofer Fachteam unterstützt

Aber genau dabei unterstützt das Wittekindshofer Fachteam aus dem Bereich „Arbeit und berufliche Integration“. „Wir begleiten nicht nur die Menschen mit Beeinträchtigung, sondern sind auch für die Unternehmen und Betriebe da. Zusätzlich unterstütz der Integrationsfachdienst, auch bei den Anträgen und bürokratischen Angelegenheiten“, erklärt Bereichsleitung Katharina Haukambe. Sie hat Frank Hünecke den Arbeitsplatz vermittelt: „Als Herr Steinbrink auf mich zu kam und die offenen Stellen beschrieben hat, musste ich sofort an Frank denken. Das passte perfekt für ihn.“

Frank Hünecke ist stolz, seinen Platz auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt gefunden zu haben. Und zur Feier hat er sich mit seiner Frau einen Urlaub gegönnt: Gemeinsam sind sie nach Tunesien geflogen. „Und für dieses Jahr haben wir auch schon gebucht. Das wäre früher nicht möglich gewesen“, betont er.